Flüchtlinge werden Lebensretter

Ein Projekt der Malteser im Bezirk Neckar-Alb

Ende des Jahres 2018 entstand bei den Maltesern Nürtingen die Idee, Geflüchtete in den Rettungsdienst zu holen und sie deshalb zum*zur Rettungssanitäter*in auszubilden. Der Integrationsdienst und der Rettungsdienst gingen die Idee gemeinsam an und so konnten im April 2019 sechs Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte die Weiterbildung bei Mobile Medic beginnen.

Bevor das Projekt tatsächlich starten konnte, mussten viele Fragen geklärt werden: Wie könnte die Finanzierung gestaltet werden? Welches Sprachniveau müssen die Auszubildenden mitbringen? Wie kann der Führerscheinerwerb integriert werden? In welchem Tempo würden die Personen den benötigten Stoff lernen können? Diese Fragen beschäftigten nicht nur den Integrations- und den Rettungsdienst der Malteser. Auch die Jobcenter in der Region waren gefragt, eine gute Lösung zu finden. Nach vielen Gesprächen gelang es allen Beteiligten, den Teilnehmer*innen eine sechsmonatige Weiterbildung zum*zur Rettungssanitäter*in mit spezieller Unterstützung durch den Integrationsdienst (und in einigen Fällen sogar mit Führerscheinerwerb) anzubieten. Ca. 20 Personen bewarben sich auf das Projekt. Durch ein kleines Assessment-Center, in dem sowohl Sprachkenntnisse als auch Geschicklichkeit und Hands-On-Mentalität geprüft wurden, konnten sechs geeignete Personen gefunden werden. Sie stammen aus Syrien, dem Irak und aus Chile. Zwei der Personen haben bereits viel Vorerfahrung im Bereich Notfallmedizin und Krankenpflege. Dennoch war von vorneherein klar, dass die Teilnehmer*innen spezielle sprachliche Unterstützung benötigen würden und dementsprechend wurde die Betreuung geplant.

Im April 2019 startete dann der dreiwöchige Rettungshelferkurs bei Mobile Medic. Zusätzlich zum regulären Kurs wurde an den Wochenenden ein Nachhilfeangebot vom Integrationsdienst gestaltet, in dem die wichtigsten Kursinhalte der Woche nochmal erläutert und geübt wurden. Hierbei wurde besonders auf die sprachlichen Bedürfnisse eingegangen. Die schriftliche und die praktische Prüfung zum*zur Rettungshelfer*in konnten die Teilnehmer*innen eine Woche später als üblich ablegen. Auch diese Woche wurde genutzt, um intensiv zu üben und zu wiederholen.

Das Resultat lässt sich sehen: Alle sechs Personen haben im Oktober 2019 die schriftliche Prüfung gut bestanden. Zur praktischen und mündlichen Prüfung werden zwei Teilnehmer*innen nochmal antreten müssen. Aber auch hier herrscht große Zuversicht, dass der zweite Versuch gelingen wird.

Es bleibt festzuhalten, dass das Projekt sich bisher sehr gelohnt hat: Für die Malteser Nürtingen konnten sechs hochmotivierte neue Mitarbeiter*innen gefunden werden, die sich auf die neue Herausforderung freuen und nun ihre Klinik- und Rettungswachenpraktika absolvieren, bevor sie dann im Oktober auf den Abschlusslehrgang gehen. Es war teilweise sehr anstrengend und schwierig für sie, aber vermutlich hat sie ihr bisher nicht immer einfacher Lebensweg willensstark gemacht und so zeigten sie das wirklich notwendige Durchhaltevermögen, um am Ende die Urkunde zu erhalten. Wir freuen über die neuen Kolleg*innen und wünschen ihnen alles Gute bei uns.


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