Ukraine: „Was machen wir mit den Kindern?“

Studenten bei einem vom Zentrum für psychologische Rehabilitation organisierten Training, das ihnen hilft, mit Ärger und Stress umzugehen. Das Zentrum für psychologische Rehabilitation befindet sich in Pokrowsk in der Region Donezk in der Ukraine und wird von den deutschen Maltesern unterstützt. Foto: Stanislav Krupar/Malteser International

Die Bevölkerung in der Ukraine leidet zunehmend unter den Folgen der angespannten Lage im Grenzkonflikt mit Russland: „Die Nachfrage nach psychologischer Hilfe und nach Erste-Hilfe-Kursen übersteigt unsere Kapazitäten bei weitem. Wir leben seit dem Jahr 2014 mit dem Konflikt in unserem Land, aber in den vergangenen zwei Monaten hat sich die Lage noch einmal deutlich verschärft“, berichtet Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine, die gemeinsam mit Malteser International seit dem Jahr 2015 psychosoziale Unterstützung für Vertriebene in den Grenzregionen Luhansk und Donezk der Ukraine anbieten.

„Insbesondere bei den Menschen, die wir schon lange unterstützen und die unter den Folgen der Vertreibung aus ihrer Heimat leiden, brechen alte Traumata wieder neu auf. Viele Menschen fragen sich: Bei welcher Konfliktverschärfung sollte man fliehen, welche Kriterien sind richtig für diese Entscheidung? Ein großes Thema in den Therapie- und Gruppensitzungen ist darüber hinaus immer wieder: Was machen wir mit den Kindern? Wie sagen wir ihnen, dass wir unsere Heimat vielleicht verlassen müssen? Wie spricht man mit ihnen über Krieg?“, berichtet Titko.

Schwierige wirtschaftliche Lage und Covid-19

Hinzu komme, dass sich die wirtschaftliche Situation in der Ukraine nahezu täglich verschlechtere. „Die Lebenshaltungskosten steigen immer weiter und viele wissen nicht mehr, wie es für sie weitergehen soll: Wir sehen in unseren Projekten vermehrt Zukunftsängste und Depressionen. Nach sieben Jahren Angst entstehen bei den Menschen pathologische Angst und Alpträume“, sagt Titko.

Die Kriegsangst verdränge zwar die akute Sorge vor Covid-19, doch noch immer seien die Fallzahlen in der Ukraine hoch, „gefühlt ist jeder krank“, so Titko. An Normalität ist ohnehin schon lange nicht mehr zu denken. Das wirke sich auf die Psyche der Menschen aus, mache mürbe und lasse die Bedarfe nach psychologischer und psychosozialer Unterstützung weiter steigen.

„Das Auswärtige Amt hat alle deutschen Staatsbürger aufgefordert das Land zu verlassen. Wir stehen im engen Kontakt mit unseren Kollegen vor Ort und bereiten uns auf mögliche weitere Hilfen vor“, sagt Oliver Hochedez, Leiter der Nothilfeabteilung von Malteser International.

Im vergangenen Jahr hatten die Malteser in der Ukraine für rund 6.500 im Land vertriebene Menschen Einzel- oder Gruppensitzungen angeboten, 235 Menschen über psychiatrische Telemedizin versorgt und für 4.900 Menschen Schulungen über psychische Krankheiten angeboten.

Achtung Redaktion:
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Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine in Lviv (deutschsprachig) und
Oliver Hochedez, Leiter der Nothilfeabteilung von Malteser International in Köln, stehen für Interviews und O-Töne zur Verfügung.

Vermittlung: +49 (0)221 98227 180, kathrin.muenker@malteser-international.org


Die Malteser rufen dringend zu Spenden für die betroffenen Menschen auf:

Malteser Hilfsdienst e. V.
IBAN: DE10 3706 0120 1201 2000 12
S.W.I.F.T.: GENODED 1PA7
Stichwort: "Ukraine-Hilfe“
Oder online: www.malteser.de


Malteser International ist das weltweite Hilfswerk des Souveränen Malteserordens für humanitäre Hilfe. Die Organisation leistet in rund 100 Projekten in 30 Ländern Hilfe für Menschen in Not, unabhängig von deren Religion, Herkunft oder politischer Überzeugung. Die christlichen Werte und die humanitären Prinzipien der Unparteilichkeit und Unabhängigkeit bilden die Grundlage der Arbeit. Weitere Informationen: www.malteser-international.org 

 

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