Hochwasser-Einsatz in Rheinland-Pfalz

Die beiden jungen Rettungssanitäter starteten am gestrigen Nachmittag mit einem Krankentransportwagen des Bevölkerungsschutzes (KTW-B) von der Landesmesse Stuttgart aus. Zunächst ging die Fahrt nach Bruchsal, wo sich die Rettungskräfte aus Baden-Württemberg zentral sammelten. „Das war ein beeindruckendes Bild, so viele Einsatzfahrzeuge und Rettungskräfte auf einem Platz gesammelt zu sehen“, berichtet Tom Feigel. Der 22-Jährige ist in der Ortsgliederung Filder aktiv. „Es war toll zu sehen, wie viele Menschen helfen wollten und da bereit waren, kurzfristig ins Ungewisse zu fahren.“ In Konvois zu je 25 Fahrzeugen rückten die Helfer dann ins Katastrophengebiet ab.  Durch die Nacht ging es mit Blaulicht in Richtung Rheinland-Pfalz. „Die Menge an Einsatzfahrzeugen war wirklich krass, je näher man den betroffenen Gebieten kam. Das Zusammenwirken so vieler Hilfsorganisationen war sehr beeindruckend“, schildert Feigel. Im Bereitstellungsraum angekommen, warteten die Rettungskräfte aus Baden-Württemberg dann auf den genauen Einsatzort. Mitten in der Nacht ging dann nach dreistündiger Wartezeit die Evakuierungsaktion los.

„Unsere Aufgabe war es, Menschen in Rollstühlen, die in einer Turnhalle als Zwischenstation untergebracht waren, in eine Klinik zu bringen. Die Fahrt durch das Schadensgebiet war gespenstisch. Ein komplettes Wohngebiet, durch das wir kamen, war praktisch unbewohnbar. Wir mussten zweimal umkehren, weil Trümmer oder umgestürzte Autos die Straße blockierten“, berichtet ein Malteser Helfer über seinen nächtlichen Einsatz. Ähnliches haben auch Feigel und Leipner, der der Ortsgliederung Kirchheim angehört, erlebt: Die Patienten wurden mit Radladern und Unimogs unmittelbar aus überfluteten Bereichen an die Malteser übergeben. Feuerwehrleute und das Technische Hilfswerk waren dabei im Einsatz. „Die Patienten waren teils völlig entkräftet“, schildert Feigel. Zwei Patienten betreuten die Malteser aus dem Landkreis Esslingen für fast sechs Stunden, ehe die Flutopfer an eine Klinik in einem sicheren Gebiet übergeben werden konnten. Zunächst war lange Zeit unklar, wohin die Patienten gebracht werden sollten – die Evakuierungen bringen die Infrastrukturen vor Ort an ihre Grenzen.  

Für Tom Feigel und Johannes Leipner endete mit der Übergabe der Patienten an die Klinik der Einsatz vor Ort. Das zweite Kontingent der Rettungskräfte aus Baden-Württemberg wurde aus dem Einsatz abberufen. „Auf dem Weg zurück kamen uns zahllose Kolonnen von Feuerwehrfahrzeugen entgegen“, sagt Feigel. Der Einsatz in den beiden schwer getroffenen Bundesländern ist noch lange nicht vorbei. Inzwischen sind die beiden Malteser wieder im Landkreis Esslingen angekommen. Für die beiden ist es keine Frage: „Wenn wir wieder gebraucht werden, fahren wir wieder ins Katastrophengebiet.“ Zuerst aber gilt es für die jungen Männer, den Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen. Davor muss allerdings noch der Krankentransportwagen wieder einsatzbereit gemacht werden. Routine für die beiden engagierten Helfer, die beide über Bekannte den Weg zu den Maltesern gefunden haben. Feigel ist derweil noch bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, Leipner gehörte früher auch dem Technischen Hilfswerk an. 

Die Malteser Katastrophenschutz-Einheiten mit vorwiegend ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern kommen aus Aalen, Freiburg, Göppingen, Konstanz, Nürtingen, Offenburg, Stuttgart, Villingen-Schwenningen, Wiesloch und Winnenden. Weitere Malteser Einsatzkräfte aus Baden-Württemberg sind in Bereitschaft. Darüber hinaus haben die Malteser dem baden-württembergischen Innenministerium, in dessen Auftrag der Einsatz erfolgt, spezielle Einsatzfahrzeuge wie ein Amphibienfahrzeug und einen Unimog für die Hochwasserhilfe in Rheinland-Pfalz angeboten. Da immer noch mehrere Ortschaften nicht erreichbar sind und sich die Gesamtsituation noch nicht komplett überschauen lässt, haben sich die Malteser auf einen längeren Einsatz eingerichtet.  Auch in den Ortsgliederungen der Malteser Neckar-Alb erfolgte eine Abfrage zur Verfügbarkeit der Einsatzkräfte, um für alle Fälle gewappnet zu sein. Sollte nochmals Hilfe angefordert werden, werden die Malteser zur Stelle sein. 

Neben den 22 Malteser Helferinnen und Helfern aus Baden-Württemberg sind insgesamt weit über 300 Malteser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Hochwassereinsatz. Sie unterstützen die Feuerwehren, das Technische Hilfswerk, die Wasserrettung und Polizei bei deren Einsatz auch durch Verpflegung und Betreuung, zum Beispiel durch das Einrichten von Ruheplätzen. Außerdem stehen Seelsorger und geschulte Kolleginnen und Kollegen zur psychosozialen Unterstützung der Einsatzkräfte zur Verfügung, denn viele Helfer werden aktuell erstmals mit solch einer Katastrophensituation konfrontiert. 


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