Landtagsabgeordnete Pfau-Weller besucht die Notfallpraxis in Kirchheim

Susanne Lippe von den Maltesern, Leiterin der Notfallpraxen im Landkreis Esslingen, Dr. Natalie Pfau-Weller und die diensthabenden Ärzte Dr. Michael Leopold und Dr. Frank Schellhaas.

„Es ist faszinierend, mit was für unterschiedlichen Anliegen die Menschen in die Notfallpraxis kommen“, beobachtete Dr. Pfau-Weller an diesem Samstagvormittag. Und die Landtagsabgeordnete erlebte zugleich, wie vorteilhaft die kurzen Wege zwischen der Zentralen Notaufnahme des Klinikums und der ärztlichen Notfallpraxis im selben Gebäude sind. „Ein Patient mit einer Schulterverletzung hat sich bei uns vorgestellt und ist jetzt zum Röntgen gleich in der Klinik geblieben“, berichtete Pfau-Weller. „Das sind natürlich Synergien, von denen die Patienten nur profitieren können.“  

Während sich der Rettungsdienst eigentlich um die dringlichen medizinischen Notfälle kümmern soll, können Patienten mit weniger dringlichen Beschwerden zu ihrem Hausarzt gehen – außerhalb dessen Sprechzeiten gibt es zudem die Notfallpraxen an den Kliniken sowie den Ärztlichen Bereitschaftsdienst, der über die Rufnummer 116 117 erreicht werden kann. Diese Bereitschaftsdienste halten die 780 Ärzte im Kreis Esslingen aufrecht, die sich hierzu zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben – und die Malteser mit dem Betrieb der Notfallpraxen und des ärztlichen Bereitschaftsdienstes beauftragt haben, wie Marc Lippe, der Bezirksgeschäftsführer der Malteser Neckar-Alb, im Gespräch mit Pfau-Weller erläuterte. Seit nunmehr 20 Jahren besteht dieses Modell der ärztlichen Notfallversorgung, zuvor mussten die Ärzte solche Bereitschaftszeiten in den eigenen Praxisräumen abdecken und selbst zu Patienten fahren, die nicht mobil waren. Die Patienten wiederum mussten sich zunächst informieren, welcher Arzt im Dienst war und wo sich dessen Praxis befand.  

Allerdings: Ebenso wie der Rettungsdienst haben auch die Notfallpraxen einen immer höheren Zulauf, weil sich viele Bürgerinnen und Bürger nicht mehr selbst zu helfen wissen und schon mit kleinen gesundheitlichen Problemen die bestehenden Anlaufstellen nutzen. „Wir brauchen deshalb eine Implementierung der Gesundheitslehre an den Schulen – über die klassische Erste Hilfe hinaus“, fordert Marc Lippe. Außerdem müssten die Notrufnummer 112 und die Rufnummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes wieder auf den Rettungsleitstellen zusammengeführt werden. Aktuell führt die 116 117 nämlich zu Callcentern der kassenärztlichen Vereinigung – was für die Anrufer mit längeren Wartezeiten verbunden ist. Bei vielen „Kleinigkeiten“ würde die KV zudem an den Hausarzt verweisen. „Damit geben sich die Leute allerdings nicht zufrieden – und wählen dann die 112“, verdeutlichte Lippe eines der Probleme. Im Zweifelsfall würde dann der Rettungsdienst geschickt – obwohl dessen Einsatzfahrzeuge eigentlich für lebensbedrohliche Notfälle vorbehalten sein sollten. „Die Bandbreite in der Notfallrettung reicht deshalb vom Fußpilz bis zum Polytrauma“, ergänzte der Bezirksgeschäftsführer. Was  

entsprechend zu vielen unnötigen Einsätzen und einer hohen Belastung für die Mitarbeiter führen würde.  

Der Bezirksgeschäftsführer der Malteser spricht sich daher für eine Zentralisierung der Rufnummern auf den Rettungsleitstellen aus, um die vorhandenen Einsatzmittel besser koordinieren und die Anrufer gegebenenfalls auch beraten zu können. „Die Leitstellen sollten auch um ärztliches Personal und Ärzte erweitert werden, die eine Erstberatung durchführen könnten – und die im Idealfall auch einen Termin beim Hausarzt vereinbaren könnten.“ Damit würde für die Betroffenen die Versuchung entfallen, mehrfach auf den verschiedenen Telefonnummern um Hilfe zu ersuchen: „Es gäbe eine zentrale Anlaufstelle für alle medizinischen Fragen.“  

Auch Dr. Pfau-Weller konnte die Probleme im Gesundheitswesen nach ihrer Sommertour, die sich speziell diesem Thema widmete, nachvollziehen. Die Notfallpraxis am Klinikum Kirchheim war schließlich die 14. und letzte Station dieser Sommertour. „Es gibt vielschichtige Probleme. Vom Ärztemangel über die Wartezeit auf Termine bis hin zum fehlenden Grundwissen, was überhaupt ein wirklicher Notfall ist. Deshalb sind die Notfallpraxen wirklich top – hier kriegen alle Betroffenen schnelle und kompetente Hilfe und die nötige Beratung.“ Ihre Erkenntnisse will die CDU-Politikern nun an den gesundheitspolitischen Sprecher ihrer Fraktion weitergeben. „Was mich umtreibt ist auch die Zukunft – der Ärztemangel wird auf absehbare Zeit ein Problem bleiben“, fasste Pfau-Weller ihre Eindrücke zusammen.  

Zugleich treibt die Malteser auch die zunehmende Bürokratie um, wie Susanne Lippe berichtete. Die Leiterin der ärztlichen Bereitschaftsdienste bei den Maltesern ist unter anderem für die Personalplanung verantwortlich. Erhielten die Ärzte früher beispielsweise für ihre Bereitschaftsdienste einen festen Stundenlohn, muss heute patientengenau abgerechnet werden. Durch die strengen Regeln des Datenschutzes hätte die Notfallpraxis zudem keinen Zugriff auf die Patientenakte, wenn etwa nach einem Klinikaufenthalt eine Nachversorgung nötig sei. Ein Umstand, den auch Pfau-Weller kritisierte: „Als Patient will ich doch, dass diejenigen, die mich versorgen, vollumfänglich im Bilde sind.“  

Die Malteser Neckar-Alb bedanken sich an dieser Stelle für das Interesse der Landtagsabgeordneten Dr. Natalie Pfau-Weller und hoffen, dass sie bei ihrem Besuch viele Eindrücke für ihre weitere politische Arbeit gewinnen konnte.  


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