Malteser unterstützen Petition zur Einführung eines Wiederbelebungs-Unterrichtes

Mehr als 54 000 Menschen haben die Initiative auf der Internetseite openpetition.de bereits mit ihrer digitalen Unterschrift unterstützt. Konkret fordert der Deutsche Rat für Wiederbelebung und die Notärztin Dr. Holzner die verpflichtende Einführung eines Unterrichts zur Reanimation - der bekannten Herzdruckmassage im Rahmen der Herz-Lungen-Wiederbelegung – von jeweils zwei Schulstunden pro Jahr ab dem siebten Schuljahr bis zum Ende der Schulzeit. Damit könnten langfristig viele Laien erreicht werden, die im Ernstfall die lebensrettenden Reanimationsmaßnahmen der Ersten Hilfe besser beherrschen würden. Schließlich liegt der Erste-Hilfe-Kurs bei den meisten Bürgern schon länger zurück, ist die Unsicherheit oft groß.  

Weshalb sind erste Reanimationsmaßnahmen aber so wichtig? „Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute. Allein drei Minuten ohne Sauerstoff können das Gehirn irreparabel schädigen. Fünf Minuten ganz ohne Sauerstoff und das Gehirn ist in nahezu allen Fällen tot. Bis in Deutschland jedoch der Rettungsdienst eintrifft, dauert es durchschnittlich neun Minuten“, heißt es in der Erläuterung der Petition. 

Dies bestätigt auch Dr. Jochen Herkommer, verantwortlicher Arzt bei den Maltesern in den Landkreisen Esslingen, Reutlingen und im Zollernalb-Kreis. „Die ersten Minuten sind für die Überlebenschancen bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand entscheidend“, erklärt der Mediziner. „Das schnelle Einleiten der Herzdruckmassage ist immens wichtig“, so Dr. Herkommer. Denn nur wenn der Blutkreislauf durch die regelmäßige Kompression des Brustkorbs wieder in Schwung kommt, können die Körperzellen mit dem im Blutkreislauf verbliebenen Sauerstoff versorgt werden. Daher ist eine Herzdruckmassage auch dann absolut notwendig, wenn sich der Ersthelfer eine Beatmung des Patienten nicht zutraut. Der Sauerstoffgehalt im Blut reicht in den ersten Minuten aus – wenn der Blutkreislauf eine Verteilung im Körper ermöglicht.  

„Eine Herzdruckmassage kann wirklich jeder lernen – das sind sehr einfache Maßnahmen“, bestätigt Dr. Herkommer. „In der siebten Klasse ist ein guter Zeitpunkt, um mit dem Vermitteln der Reanimationsmaßnahmen zu beginnen“, so der im Rettungsdienst erfahrene Arzt der Malteser. Wichtig sei dabei auch die jährliche Wiederholung im Rahmen des Unterrichtes, um das Wissen rund um die Wiederbelebung zu verinnerlichen. „So lernen die Schüler, was im Ernstfall passiert, denken auch an die Alarmierung der Rettungskette und können sich eine Strategie zurechtlegen, wie sie im Notfall vorgehen können.“ 

Der Herz-Kreislauf-Stillstand ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland – rund 70 000 Menschen sind jährlich betroffen. Nach Angaben des Deutschen Rates für Wiederbelebung könnten pro Jahr 10 000 Menschen mehr gerettet werden, wenn wie Herz-Lungen-Wiederbelebung häufiger bereits von Ersthelfern durchgeführt werden würde. „Da der Herz-Kreislauf-Stillstand häufig im häuslichen Umfeld geschieht, überleben aktuell nur zehn Prozent der Betroffenen, weil das Wissen um die einfachen Handgriffe und das richtige Handeln bei Angehörigen meist fehlt“, heißt es hierzu in der derzeit laufenden Petition. „Nur in 40 Prozent der Fälle helfen medizinische Laien vor Ort und führen vor dem Eintreffen des Notarztes oder der Notärztin eine Herzdruckmassage durch.“ 

In anderen europäischen Staaten hat sich die Überlebensquote der Patienten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand durch die Einführung eines verbindlichen Reanimationstrainings an Schulen signifikant erhöht. Daher empfiehlt auch die Weltgesundheitsorganisation eine Vermittlung der Wiederbelebung an Schulen ab der siebten Klasse. Im Jahr 2014 empfahl auch in Deutschland der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz eine flächendeckende Einführung von Wiederbelebungs-Unterricht in Schulen. „Diese Empfehlung wurde jedoch in den meisten Bundesländern bis heute nicht, beziehungsweise nicht flächendeckend, umgesetzt“, kritisieren die Initiatoren der Kampagne, die noch weitere drei Monate Unterschriften sammeln möchte. Derzeit haben mehr als 54 000 Menschen die Kampagne mit ihrer Unterschrift unterstützt, ebenso wie viele Hilfsorganisationen wie etwa auch der Malteser Hilfsdienst. 

„Je früher man mit der Schulung der Reanimation beginnt, desto mehr wird diese lebensrettende Hilfe verinnerlicht“, sagt auch Dr. Jochen Herkommer. Die Malteser stünden dabei auch bereit, um die Lehrkräfte bei der Vermittlung der Reanimation zu unterstützen. Erfahrung in der Jugendarbeit an den Schulen haben die Malteser schon gesammelt: Derzeit werden an mehr als 100 Schulen in Baden-Württemberg im Rahmen des Schulsanitätsdienstes (SSD) junge Menschen angeleitet, in Notfällen an ihren Schulen Verantwortung zu übernehmen und Erstmaßnahmen einzuleiten. Über 1600 Schulsanitäterinnen und Schulsanitäter werden derzeit von den Maltesern begleitet und geschult.  

In Reutlingen sind die Malteser mit dem Schulsanitätsdienst an der St. Wolfgangschule vertreten. Im Landkreis Esslingen gibt es den Schulsanitätsdienst der Malteser bereits am Robert-Bosch-Gymnasium in Wendlingen, an der Karl-Erhard-Scheufelen-Realschule in Lenningen, der Realschule Reichenbach und der Wendlinger Johannes-Kepler-Realschule.  

Weitere Informationen zum Schulsanitätsdienst erhalten Interessierte bei Michael Beier, Referent Jugend und Schule in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, unter der Telefonnummer 0711 92582-26 oder der E-Mail-Adresse michael.beier@malteser.org

Und wer seine Schulzeit bereits hinter sich hat, ist bei den Maltesern ebenfalls richtig: An vielen Standorten in der Region bieten die Malteser regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse an. Mehr Informationen hierzu gibt es unter www.malteser-kurse.de

Info: Die Petition ist unter folgendem Link zu finden: www.ichrettedeinleben.de


Für weitere Informationen steht Ihnen unsere Pressestelle zur Verfügung.